Und dann blicke ich zurück. Neun Jahre. Neun Jahre, wie sie intensiver nicht hätten sein können. Neun Jahre, rastlos, ruhelos. Die vielen Facetten von Wahrheit erfahren, ein Ende erkannt, ein Ende gesetzt, den Glauben an die Liebe nicht aufgegeben, das Ich geformt, auf Reisen gewesen, in zwei Städten gelebt und gearbeitet, in Gedanken und mit dem Herzen immer weit weg, gekämpft, um nicht unterzugehen, gelernt zu lieben was ist und nicht was sein könnte, die Heimat verlassen, Grenzen erfahren, Grenzen ausgelotet, Grenzen gesetzt.
Neun Jahre. Einzige Konstante, wenn um mich herum alles zusammenbrach, einziger Ruhepunkt, wenn das Leben mir kaum Zeit zum Atmen ließ, Kraft gebend, wenn ich aufgeben wollte, Mut machend, wenn Ziele immer mehr aus der Greifweite rückten, antreibend, wenn ich zögerte, haderte, Begleiter auf tausenden Kilometern quer durchs Land, Begleiter auf tausenden Gedankenreisen: e.s.t.
Musik, die für mich immer, immer, eine Antwort bereit hielt, ungefragt. Das Bauchgefühl bestärkend. Den Glauben aufrecht erhaltend, dass das Schöne lebt, das Gute siegt. Dass es lohnt zu kämpfen, und sei es nur der Selbsterkenntnis wegen.
In all den Jahren habe ich tausende Zeilen geschreiben, Texte, so roh wie Gedanken nun mal sind, habe es nie geschafft, sie auszuformulieren, lesbar zu machen für jemanden, der nicht in meinem Kopf wohnt. Etwas über Esbjörns, Magnus’ und Dans Musik zu schreiben, hieße, meine eigene Biografie zu schreiben.
Und nun sitze ich hier und schaue auf den großen Haufen unvollendeter Dinge, den mir die letzten Jahre eingebracht haben. Nahezu jedes Ziel rückt weiter von mir weg, kaum dass ich meine Hände danach ausstrecke. Empfinde alles was ich tue als Sisyphusarbeit.
Entscheide mich zum ersten Mal gegen mein Herz und gegen mein Bauchgefühl. Versuche, mir einzureden, dass das, was sich nun schlecht anfühlt, nur Einbildung ist. Rational betrachtet, ist das ja alles nichts, worüber ich klage, trauere, kraftlos Arme und Verstand hängen lasse, sagt das rationale Ich, das ich mir auferzwinge.
Und nun sitze ich hier, höre
The Unstable Table & The Infamous Fable (e.s.t.: viaticum).
Und finde nicht zu mir zurück.
blogistin - Montag, 30. Juni 2008, 14:12