So klein.




Hin und her, hin und her. In Gedanken, im Tun, im Lassen. Hin, hin, her, hin, her, hin. „Was it there…“, dieses wundervolle Stück (Myriam Alter: Where is there), begleitet mich den ganzen Tag schon. Ich liebe das Tempo, die aufmüpfige Klarinette, die sich zwischen die treibende Melodie des Klaviers, den philosophierenden Bass schiebt, laut, klar, mahnend, mahnend ohne den Zeigefinger, mahnend mit einem Lächeln: „Du weißt schon, was passiert, wenn du oder wenn du nicht …“

Es gab in meiner Heimat ein Mädchen, das ich sehr bewunderte als ich 16, 17, 18 war. Blond war sie, blondes, langes Haar, viel Haar, struppiges Haar.
Ich, ich war die, die so gern aus gutem Hause gewesen wäre und sich manchmal für die Einfachheit ihrer Eltern schämte.
Sie, sie war die, die aus gutem Hause war und sich oft, sehr oft, für den Reichtum ihrer Eltern schämte.
Ich grämte mich oft.
Sie lächelte immer.
Ich war viel unterwegs, mit Freunden, in Discos, auf Privatfeten, kümmerte mich um Futter für meinen Kopf mit Büchern, Musik und Filmen, kümmerte mich mit selbst genähten Klamotten darum, anders zu sein.
Sie war viel unterwegs, in der Stadt. Sie stand mit den Punks am Brunnen am Marktplatz, saß bei den Pennern unterm Rathaus, kümmerte sich um ihre Gedanken und deren Ideale, gewonnene wie verlorene, brachte Essen mit und Bier, aß und trank mit ihnen, auf der Straße.

Ich lächle. Heute. Viel. Und schäme mich, manchmal, dafür, dass es mir so gut geht. Dass ich dabei bin, mir das zu schaffen, was ich damals „aus gutem Hause“ nannte. Und möchte manchmal fliehen, fliehen aus dieser meiner Überflusswelt und dort hin gehen, wo Menschen sind, die Menschen brauchen, dorthin, wo Einsatz mehr zählt als Haltung.
Und weil mir der Mut fehlt, und vielleicht auch die Kraft, und vielleicht auch die Hoffnung, mein Leben ein drittes Mal zu ändern, vollständig, sitze ich hier, notiere mir in meinem kleinen Büchlein Ideen zu Myriam Alters „Still in Love“, das ich so gerne mit einem Stück von The Cinematic Orchestra mixen würde, und hoffe, und denke, und glaube, dass ich vielleicht doch etwas tun kann, ein kleines, kopfkrankes Mädchen retten vielleicht, indem ich ihm zeige, wie greifbar Freude und Glück sind, wenn man sich nur aufrafft und hinschaut und hinhört und macht, oder der zerbrechlichen Frau, die mit Muskeltraining versucht ihren durch welche Krankheit auch immer geschwächten Körper aufzupäppeln, mit einem Lächeln, jedes Mal, wenn ich sie sehe, ein klitzekleines Geschenk zu machen …

So klein. Mehr ist Ich nicht.





jazzer - 29. Februar, 12:10

Wunderschön geschrieben. Wie immer.

Scham, weil es einem selbst gut geht, ist sicher nicht angebracht. Aber hin und wieder im Rahmen der Möglichkeiten was Gutes tun ist immer eine prima Idee. Habe in den letzten Monaten viele tolle Erfahrungen gemacht, dass das manchmal ganz einfach ist. Und vor allem, dass es wirklich viele Menschen gibt, die aufbrechen, Neues wagen, Dinge selbst in die Hand nehmen. Und das fühlt sich richtig gut an. Und gar nicht mehr klein.

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