Fünf Platten für den Tag herausgesucht:
four tet: everything ecstatic
Elvis Costello, Burt Bacharach, Bill Frisell: The Sweetest Punch
Malcolm McLaren: Paris
Terry Callier: lookin’ out
Avishai Cohen: Lyla
Nach Stimme ist mir, nach viel viel Stimme. Habe bald die schönsten Vocal-Stücke für eine Zusammenstellung auf CD zusammen.
Hängen geblieben an den wunderschönen Lippen von Herrn Cohen. Herr Cohen singt, er spielt Bass, er spielt Klavier, weiß nicht, in welcher Rolle ich ihn lieber höre. Himmel, eine solche Kombination kenne ich nicht noch einmal.
Hängen geblieben am merkwürdigen Malcolm McLaren, der mehr spricht, mehr erzählt als er singt, seltsame kleine Geschichten.
Hängen geblieben an four tet, keinesfalls ein Quartet, nur Herr Hebden ist es, der mich verzaubert mit seinem wuchtigen Überraschungspaket, von Stück zu Stück, habe ich jemals solch schöne, geschwungene, jawoll, geschwungene Break-Beats gehört? Herr Hebden mixt auch für das Cinematic Orchestra, lese ich, kein Wunder, denke ich.
Hängen geblieben am ersten Gedanken heute morgen, Blick aus dem Fenster. Die allererste Herbst-Nacht war da, Tau überall, die Zeit, in der die Nacht immer mehr Besitz ergreift, vom Tag, vom Leben. Schön.

In einer Woche voller Leere, Gefühlsschmierigkeit, Kommunikationsdesaster, Schwitzwallungen, Gedankensalat und tiefgründiger Reibereien lag das einzige Stückchen Herzlichkeit auf meinem Teller.
Gegessen. So oder so.

Sonne im Gesicht, Kissen unterm Hintern, Eis im Bauch, Elfen auf dem Rock, Ben Sidrans "Concert for Garcia Lorca" im Ohr, Laptop auf dem Schoß, Wasser in Griffweite, Leere in den Gedanken, Grillwürstchen im Sinn.

Entscheidungsfreiheit.

"So What" ist eine einfache Figur, die auf 16 Takten in einer Skala, 8 in einer anderen und noch einmal 8 in der ersten beruht und an eine Einleitung durch Klavier und Baß in freiem rhythmischem Stil anschließt.
(aus Bill Evans Text für die Plattenhülle)

Lächeln.
Gedanken verlieren.
Weiter machen.
So What.

Draußen: 16 Grad, Regen. Die Frisur sitzt.
Drinnen: George Gershwins Summertime in 20 Versionen.

“The Lady Is A Tramp”, “It’s Only A Papermoon”, “How High The Moon” und “The Man I Love" mitsingen und sich freuen, dass manche Stellen noch wunderbar funktionieren; zwei Tassen Kaffee; im Takt tippen; Bilder von Ella anschauen; ein Passepartout für ein neues Bild in meinem Büro auswählen … “heaven, I’m in heaven” … beschließen, in dieser Woche die schönsten Vocal-Stücke zusammen zu stellen.

Die ersten Takte von The Awakening Of A Woman (The Cinematic Orchestra: Man with a movie camera) genügen. Gänsehaut. Immer wieder.

Seinen Duft einatmen, morgens.
Morgens, während er schläft.
Heimlich.

(Murten, Schweiz, 2002. Am Rande der Expo.)