Freitag, 28. September 2007

Wie so ein Kopf funktioniert

… und das Leben. Und die Liebe.

Es gibt Sätze, die sich, kaum von irgendjemandem ausgesprochen, in meinem Kopf zu kleinen Bruchstücken, Satzfragmenten zerbrechen und dann umherschwirren, immer im Kreis, immer im Kreis, ab und an finden sie zueinander, bilden einen neuen Satz, manchmal ergibt er Sinn, manchmal nicht, sie schwirren und schwirren und lassen keinen Platz für klare Gedanken, mehr noch: Manchmal stoßen diese doofen Bruchstücke aneinander, kollidieren, reiben sich. Und dann bekomme ich Kopfweh. Killersätze sind das. Killersätze, die so klar oder unklar sind, dass sie sich eben verselbständigen.
Es gibt zwei Kategorien von Killersätzen: die erste ist die harmlosere, das sind jene, deren Fragmente so gut wie nicht kollidieren in meinem Hirn. Wenn ich da ein bißchen Musik ins Ohr jage, beruhigen sie sich immer mehr und legen sich irgendwann in eine Ecke (wer glaubt, da bleiben sie dann, für immer, still und leise, irrt, die hüpfen wieder hoch, meistens zum unpassendsten aller Momente). Ich glaube Messerstecher-Sätze trifft diese Kategorie ganz gut.
Die zweite Kategorie, das sind die wahren Killersätze, die, deren Fragmente aneinanderstoßen, wieder und wieder, die mich nicht denken lassen, klar, und mich ganz einnehmen. Da hilft keine Musik. Rausgehen muss ich, raus, Ortswechsel, am besten ein bißchen Autofahren, Autofahren fordert Konzentration, das ist schon einmal die erste Beruhigung für die Killersatz-Fragemente.
Und dann hilft etwas, das ich viel zu lange vernachlässigt hatte: Sport, Bewegung, und zwar solche, die ebenfalls Konzentration erfordert. Ruhig und richtig atmen, Bewegungen richtig ausführen, auf mich achten, auf meine Muskeln, meine Nerven, meine Haltung. Es gibt nichts, was diese Killersatz-Fragmente schneller vertreibt. Denn wenn ich mich spüre, mich auf mich konzentriere, weiß ich: Alles ist gut. Om.
Heute morgen, Flucht nach einer Killersatz-Fragment-Attacke in meinem Hirn, da sah ich wieder dieses wunderbare, alte Paar. Zum dritten Mal schon konnte ich sie beobachten, und ich schäme mich nicht dafür, es macht mich schließlich glücklich, ihnen zu zusehen. Er, er kann nicht gut gehen, zieht einen Fuß nach, er ist auffallend groß und kräftig, geht ein wenig gebückt, seine Sportkleidung erinnert an einen ausgedienten Schlafanzug. Sie, sie ist eine sehr kleine, alte, feine Dame, ihr silberfarbenes Haar trägt sie halb lang, mit einer sehr sauber geföhnten kleinen Rolle nach innen, die Spitzen vorne ein wenig zum Kinn gezogen, geschminkt ist sie, schlicht, schön, wie wundervoll so ein bißchen roter Lippenstift in einem älteren Gesicht aussieht, ihre Kleidung ist überaus modern für eine Dame ihres Alters, erinnert keinenfalls an die typische Oma-Kleidung, und, es ist stets Straßenkleidung. Denn sie trainiert nicht mit ihm, sie begleitet ihn nur.
Es ist wundervoll, mit anzusehen, wie sie ihm die Maschinen einstellt, immer wieder auf sein Trainingsblatt schaut, kontrolliert, ob sie alles richtig gemacht hat, während er daneben steht, sich irgendwo an der Maschine abstützt, ihr zuschaut und sie anlächelt. Dann steigt er in die Maschine, in manche kommt er leicht hinein, bei anderen hilft sie ihm, hält seine Hand, stützt seinen Arm und lächelt ihn an. Die beiden reden nicht, ich habe noch nie ein Wort gehört, sie lächeln sich an. Er führt die Übungen aus, sie kontrolliert, ob er es richtig macht, lächelt, korrigiert ihn und stoppt seine Zeit. Dann hilft sie ihm wieder aus der Maschine.
Wunderschön. Das lächelnde, sich schweigend verstehende, würdevolle, alte Paar. Was immer es ist: die beiden haben sehr viel richtig gemacht in ihrem Leben. Und in ihrer Liebe.

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