Fred
Fred friert. Er friert immer. Fred zieht sich die üppige Daunendecke bis ans Kinn heran, um gleich wieder seine Arme unter der Decke dicht neben seinen Körper zu legen. Freds Kinn ist borstig, kleine rotblonde Bartstoppel sprießen überall aus seinem Kinn, seinen Backen, seinen Wangen und auf den wenigen Zentimetern Haut zwischen Nase und Oberlippe.
Zufrieden, weil er die Wärme spürt, die seinen Körper entlang krabbelt, schließt Fred seine Augen.
Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. Ohne seine Zähne auch nur einen Millimeter zu entblößen, zieht er seine Mundwinkel bis fast zu seinen Ohren hinauf. Einen Augenblick lang wirkt es, als würde er seine Lippen zusammen pressen. Sie sind voll, fast perfekt, ja, fast zu schön für den Mund eines Mannes.
Noch mehr als Freds Mund grinsen seine Augen. Können Augen grinsen? Können geschlossene Augen grinsen? Sieben Falten, jeweils links und rechts von Freds grünblauen Augen, sind Beweis, dass Augen grinsen können. Freds Augen können grinsen.
Er öffnet sie. Schaut an die Zimmerdecke. Dann dreht er seinen Kopf langsam nach links. Da liegt sie. Sie, Grund für Freds Grinsen. Grund für seine Zufriedenheit.
Nichts wärmt sie, kein Nachthemd, keine Unterwäsche, keine Decke. Nackt liegt sie im Bett neben Fred, dicht neben ihm, einzig die Decke trennt Körper von Körper. Sie friert nicht. Sie friert nie. Sie liegt auf dem Bauch, den Kopf zu Fred gewandt, ein Bein angewinkelt. Die Augen geschlossen, das Haar zerzaust. Ihre Haut ist weiß. Weiß wie das Laken in Freds Bett.
Fred grinst sie an. Er beugt sich über ihr Gesicht und setzt seine Lippen sanft auf ihre Wangen. Seine Nase berührt dabei ihre Lider, der Duft ihrer Haut entlockt ihm ein leises „Hmm.“ Er legt sich zurück und schließt seine Augen.
Sie öffnet die Augen. Sie lächelt. Sie sieht Fred unter der üppigen Decke, sieht sein Grinsen.
„Lass uns frühstücken“, sagt sie.
„Frühstücken, duschen, wieder ins Bett“, antwortet er.
„Duschen, frühstücken, wieder ins Bett“, sagt sie.
„Egal“, sagt er.
Fred, der bis eben noch nahezu unbewegt unter seiner dicken Decke lag, ertastet mit seinen Händen ihren Körper. Über ihren Po den Rücken hinauf bis zu ihrem Kopf lässt er sie gleiten, packt sie an den Haaren, fast grob ist sein Griff. Er zieht ihren Kopf ein wenig weg von seinem, schaut ihr mit weit geöffneten Augen ins Gesicht, so als könne er nicht glauben, was mit ihm geschieht. Als wolle er Distanz zu ihrem Körper, ihrem Kopf, ihrem Wesen schaffen, um begreifen zu können, dass Nähe wirklich ist.
blogistin - Dienstag, 3. Mai 2005, 08:35