Der Welt einen Tritt
Heute versteckt es sich vor mir, das Sekundenglück. Vielleicht weil ich danach suche?
Könnte der Welt in den A.... treten, stellvertretend für all jene Hellseher, die meine Mails nicht lesen, weil die Betreffzeile ihnen schon genug Auskunft zu geben scheint, man weiß ja, was drin steht; stellvertretend für all jene, die mich oft, öfter, ganz fürchterlich oft unterbrechen, meine Sätze abwürgen, mich abwürgen, weil sie glauben zu wissen , was ich sagen will; stellvertretend für all jene, die „mfg" schreiben und mit den immergleichen, langweiligen Textbausteinen arbeiten; stellvertretend für all jene, die weder zuhören können noch sich die Mühe machen, verständlich zu sprechen; stellvertretend für all jene, die ihre Füße nicht anheben beim Gehen sondern schlurfen, durch den ganzen Supermarkt; stellvertretend für jene, die meinen, mir meine charakterlichen Schwächen mit Provokation austreiben zu müssen, anstatt klar und deutlich zu sagen „Du, das mag ich nicht an dir, bitte ändere das, ich helfe dir dabei.“; stellvertretend für all jene, die mir an der Kasse den Einkaufswagen in die Ferse oder den Hintern rammen und ihre verbeulten, speckigen Geldbeutel auf die Kassenablage schmeißen, während ich noch auf den Bezahlvorgang warte; stellvertretend für all jene, die ihre
Ach, endlos, heute. Könnte mich vergraben, verbuddeln, verstecken, mein Köfferchen packen: meine schönsten und bequemsten Schuhe raussuchen (die schwerste Entscheidung meines Lebens wäre das), meine liebste Hose, meinen schönsten Rock, einen warmen Pulli und zwei T-Shirts, meine Haarbürste, meinen kleinen weißen Sekundenglück-Musik-Macher von der Firma mit dem hübschen fruchtigen Logo, meinen liebsten Teddy, meinen liebsten Stift, mich in mein kleines Auto setzen, an die holländische Nordseeküste fahren, mir ein klitzekleines Häuschen kaufen, mit Blick aufs Meer, das Häuschen rosa anstreichen, besser noch rosa-weiß gestreift, einen großen Backofen kaufen, besser zwei, und Muffins backen und Brot, den ganzen Tag, und an die lustigen Holländer verkaufen, und meine Haare ganz lang wachsen lassen, bis zum Po und noch weiter. Da sitze ich dann, in meinem rosa Häuschen, mit Haaren bis zum Hintern und denke: „Ihr könnt mich alle mal, ihr da, die ihr meint mich zu kennen und zu wissen was ich denke, schreibe und sagen möchte, ihr da, die ihr mir weh tut mit eurer doofen Einkaufswagenschubserei, meine Ohren beleidigt mit eurem Genuschel, Geschreie, euren verstümmelten Wörtern und eurem Geschlurfe."
Das Wetter passt jedenfalls zu diesen Flucht-Gedanken, aber das, das sehen Sie ja selbst oder haben es längst bei einem der vielen Kachelmann-Blogger gelesen.
blogistin - Donnerstag, 21. Juni 2007, 15:08