Dreck, Knöpfe und …
Idioten Kollegen
Heute morgen, Radio. Kurzer, überaus unseriös formulierter Bericht über Modefirma E*sprit, die angeblich Knöpfe mit Hakenkreuz-Symbol auf Jacken der Herbstkollektion näht. Dazu die üblichen, ach so wichtigen O-Töne von echten Menschen, direkt auf der Straße eingefangen. Würgereiz schon vor dem Frühstück, das kenne ich sonst nicht.
Recherchiert und bis auf einen annähernd sachlich formulierten Artikel bei Spiegel online und der Rheinischen Post nur sensationsgierigen Schrott gefunden.
Wer ein bißchen Ahnung von Knöpfen hat, weiß, wie der typische Lederknopf aussieht - nämlich so. Da dieses Art der Lederknöpfe mehrteilig montiert wird (es gibt auch noch geflochtene Lederknöpfe), entsteht die besondere Optik: Auf der Oberseite sieht's wie durch ein Kreuz viergeteilt aus, die Enden jedes Teils sind über der Rundung abgeschrägt zur Knopfunterseite gezogen. Wenn so ein Knopf irgendwo, vielleicht weit weit weg von Deutschland, billig produziert und nachgeahmt wird, kann ohne viel böse Absicht das entstehen, was nun, angeblich (live selbst gesehen habe ich das noch nicht, und mit Bildbearbeitungsprogrammen kann vor allem jene unseriöse Presse sehr gut umgehen) der Firma E*sprit als "Hakenkreuze auf der Herbstkollektion" untergejubelt wird.
An Tagen wie diesem schäme ich mich, dass ich in der gleiche Branche arbeite wie diese Schundschreiber und Radio-Moderatoren.
Natürlich ähneln jene Knöpfe auf den Fotos dem Hakenkreuz-Symbol (ich ähnle auch Scarlett O'Hara, irgendwie), täten sie das tatsächlich auch in Natura derart auffällig und offensichtlich - also auch auf einer produzierten, zum Verkauf angebotenen Jacke, muss zweifelsfrei irgendwo in der Qualitätskontrolle bei E*sprit irgendjemand zur Verantwortung gezogen werden. Oder der Fotograf, der das Musterteil irgendwann vor langer langer Zeit blind wie ein Maulwurf fotografiert hat. Oder der Grafiker, dem der Knopf beim Layouten nicht aufgefallen ist. Oder der Produktmanager, der den Katalog mitsamt jener Abbildung freigegeben und drucken lassen hat. Oder oder oder … Dass eine Firma dieser Größenordnung mit einer Zentrale mitten in Deutschland bewusst, bewusst im Sinne von "vielleicht als neuer Modegag - haha!" wie der überaus eloquente Radiomensch heute morgen zu witzeln meinte, ein derartiges Symbol verbreitet haben soll, halte ich für den gleichen an den Haaren herbeigezogenen Schwachsinn wie die Äußerungen von Herrn Müntefering zum Thema "Unterschicht".
Nein, mit der Firma E*sprit habe ich nix am Hut, nicht beruflich, nicht privat.
Nur die unseriösen Kollegen sind's, die mich heute morgen schon auf die Palme brachten.
Ich hätte doch Gärtnerin werden sollen. Da geht's wenigstens um echten Dreck, in dem man wühlen kann.
Kaffee.
Stark.
blogistin - Mittwoch, 18. Oktober 2006, 09:32