Dienstag, 11. September 2007

Endstation

Und? Was tut man da? Aussteigen.
Prima. Aussteigen. Wenn man kann.
Ich weiß noch, wie ich vor vielen Jahren in San Francisco in einem Bus saß und von der Golden Gate irgendwo gen Stadtmitte fuhr, keine Station im Kopf, an der ich aussteigen wollte. Wundervolles Sightseeing, die ganze Strecke entlang, Berg hoch, Berg runter. Viele Stopps, viele Menschen, viele Geräusche, viele Farben, viele Gerüche. Und irgendwann war der Bus leer, ich, ich saß immer noch ganz hinten. Die Straße draußen sah alles andere als nach Stadtmitte aus, nicht nach bummeln und Geld ausgeben können sondern nach Geld raus geben müssen, weil sonst bum-bum.
Die Busfahrerin kam nach hinten zu mir, denn ich blieb einfach sitzen. Sie erklärte mir etwas von Endstation, und dass ich aussteigen müsste. Ich erklärte ihr, dass ich eine dusselige Touristin bin, die sich beim Fußmarsch von Irgendwo Stadtmitte über Chinatown und Pier 39 bis raus zur Golden Gate einen üblen Sonnenbrand geholt hatte (krebsrot und schmerzend tagelang vor allem meine Kopfhaut, seither liebe ich Hüte und Mützen), und jetzt nur noch ein bißchen Geld ausgeben wollte, bei Nordstrom vielleicht.
Sie lachte und fuhr mich tatsächlich zurück, ziemlich genau bei jenem Kaufhaus setze sie mich ab, nicht ohne mir vorher noch einzubläuen, dass das nicht jeder Busfahrer macht und sie mich hätte einfach rauswerfen können, an der Endstation.

Manchmal fühlt sich mein Leben so an wie diese Fahrt in diesem Bus, Berg hoch, Berg runter, viele Stopps, viele Menschen, viele Geräusche, viele Farben, viele Gerüche. Und dann immer wieder diese fürchterliche Endstation, an der ich nicht raus will, nicht raus kann. Aus anderen Gründen freilich, wenngleich ich auch fast um mein Leben fürchte, so sehr brennt mir an dieser Endstation mein Herz, mein Hirn. Endstation, weil Menschen mich nicht an sich ran lassen, nicht ranlassen wollen, nicht ranlassen können. Können, wollen, das spielt keine Rolle, meist bedingt das eine das andere und umgekehrt.
Ich spüre es, ich sehe es, ich höre es, und ich sollte einfach aussteigen. Mich durchkämpfen. Und irgendwo in einen anderen Bus steigen, Busse gibt es wie Sand am Meer, jeder fährt irgendwo hin. Und irgendwo wird es schon ein Plätzchen geben, das mir gefällt.
Und so sitze ich in diesem seltsamen Bus, der mich von Endstation zu Endstation fährt, manchmal glaube ich, da sitzt schon lange keiner mehr am Steuer, der mich rauswerfen könnte, die Karre fährt von alleine, so lange, bis ich kapiere, dass die Menschen halt so sind, unfähig, andere Menschen an sich heran zu lassen, bis ich kapiere, dass mein Wunsch danach nur der irre Gedanke von einem kleinen durchgeknallten Mädchen ist, das in einer Traumwelt lebt und einfach nicht erwachsen werden will. Respektive kann.
Das Verrückte an dieser Geschichte ist, dass das kleine Mädchen das Leben so sehr liebt, so viel Freude an Berg hoch, Berg runter, vielen Stopps, vielen Menschen, vielen Geräuschen, vielen Farben, vielen Gerüchen hat, dass es die Schmerzen an der Endstation jedes mal verkraftet. Wieder und wieder. Und weiter fährt.

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